Prolog

Wir schreiben das Jahr 2950. Unsere Reise beginnt auf dem Planeten Garron II im Garron System. Einem felsigen und von grausamer Vergangenheit überschatteten aber habitablen Planeten am Rande der durch die UEE kontrollierten Galaxie.

Vom Vorabend gezeichnet und noch sehr müde bahnte sich unser tapferer Pilot den Weg durch die Straßen der Stadt. An einem kleinen Imbissstand kam er zum Stehen und gönnte sich eine Pause. Er griff an seinen Gürtel um festzustellen das er seine Waffe bei der Raumhafen Sicherheit abgegeben hatte, verwarf den sich anbahnenden Gedanken wieder und ließ den Blick schweifen, atmete tief ein und beobachtete für einen kurzen Moment das muntere Treiben. Der Himmel war klar, es waren nur wenige Wolken in Sichtweite und das Sonnenlicht erfüllte sein Gesicht mit behaglicher Wärme. Weit über der Stadt war die Orbitalstation OB Heller zu sehen. Durch ihre metallische Oberfläche wurde von Zeit zu Zeit das Sonnenlicht reflektiert, so als würde man von jemandem mit einem Spiegel geärgert werden, der auf sich aufmerksam machen möchte. 

Darf es etwas sein?“ fragte eine liebliche Stimme aus dem Hintergrund.
„Wie bitte?“, unser tapferer Pilot drehte sich um und blickte einer jungen Frau ins Gesicht. Sie schaute ihn freundlich an und lächelte.
„Darf es etwas sein?“ fragte sie erneut. „Da sie neben meinem Stand gehalten haben, bin ich davon ausgegangen dass sie etwas kaufen möchten.“ Sie blickte ihn mit ihren großen braunen Augen an.
„Äh natürlich,“ antwortete unser tapferer Pilot, immer noch seinen Gedanken nachhängend „geben Sie mir bitte einen Kaffee, gerne schön stark.“
„Ein Kaffee Sir, kommt sofort, schön stark.“ Sie drehte sich kurz zur Seite und befüllte flink einen Becher mit dem noch dampfenden Schwarzen Gold. „Das macht dann 3 UEC bitte.“
„Vielen Dank und einen schönen Tag noch Sir.“ 

„Den wünsche ich Ihnen auch.“ Unser tapferer Pilot drehte sich um und ging entschlossenen Schrittes weiter Richtung Raumhafen.
Krachend setzt die nicht mehr flugtauglich aussehende Freelancer auf den Hangar Boden auf, eher fallend als landend. Weder wollte das Fahrwerk ausfahren, noch taten die Steuerdüsen einen einwandfreien Dienst. Das spielte aber auch keine Rolle mehr, schließlich stand das Schiff nun. Knarzend und ächzend öffnete sich die Rampe des Raumschiffs. So als täte ein sterbendes Tier seinen letzten Atemzug, kurz bevor es in die Ewigkeit entschwindet. Auf halber Höhe gab die Technik schließlich nach und die Rampe krachte mit einem lauten „Rums!“ auf den Boden. Der Staub wurde aufgewirbelt und man konnte kurz den Eindruck bekommen das hier schon länger nicht mehr sauber gemacht wurde.
In der geöffneten Luke stand ein laut fluchender Mann. Kopfschüttelnd begab er sich schnellen Schrittes Richtung Aufzug, bis er von einem der örtlichen Sicherheitskräfte aufgehalten wurde.
„Alter, ich bin jetzt seit 14 Stunden unterwegs, habe nichts gegessen, mein Verkäufer meldet sich nicht, mein Schiff ist auf halbem Wege ausgebrannt und ich muss echt mal dringend aufs Scheißhaus! Also wo ist das verdammte Problem!?“
„Bitte beruhigen Sie sich,“ versucht der Sicherheitsbeamte unseren genervten Piloten zu beschwichtigen „wenn Sie den Raumhafen verlassen möchten, muss ich Sie bitten sich etwas anzuziehen. Das kann Ihnen auf Garron II sonst als sexuelle Belästigung ausgelegt werden.“

„Also nochmal,“ schoss unser genervter Pilot dazwischen „MEIN SCHIFF IST AUSGEBRANNT … PUNKT.“
Dabei betont er jeden Buchstaben als hinge sein Leben davon ab. Naja, sein sanitäres Leben hing ja in gewisser Weise auch davon ab.
„Wenn Sie Kleidung für mich haben, bin ich gerne bereit diese auch anzuziehen oder meinen Sie mir macht es Spaß dass ich Ihnen meine Familiendynastie unter die Nase reiben muss!? Wir sind doch hier nicht auf Grim Hex!“
Leicht eingeschüchtert durch den doch sehr souveränen Auftritt unseres nackten und genervten Piloten bat er ihn, ihm kurzerhand zu folgen. Er geleitet ihn zu einem Personaleingang in der Nähe der Hangar Aufzüge, öffnete die Tür und bat ihn herein. Sie standen nun in einem langen Gang von dem links und rechts in gleichmäßigem Abstand Türen abgingen. Der Sicherheitsbeamte zeigte auf eine Tür direkt vor ihnen.
„Hinter dieser Tür finden Sie den Ankleideraum, dort können Sie sich einen der frischen Trainingsanzüge nehmen und gerne auch behalten.“ fügte er noch schnell an. „Gehen Sie durch die Tür im Ankleideraum und vorbei an den Duschen, dann kommen Sie zu den Toile…“

Noch bevor der Wachmann den Satz beendet hatte, flog vor ihm schon die Tür zum Ankleideraum auf und ein nackter genervter Pilot rannte wie von einem Torshu Grey gezwickt Richtung Sanitäranlagen.
„Ihnen auch einen schönen Tag.“ Murmelte er noch vor sich hin, bevor er wieder durch die Tür Richtung Hangar ging.
„… drei, vier, fünf … ja das passt. Jetzt noch ein halbe Umdrehung, kurz prüfen ob …“ PENG!!!.
Ein lauter Knall zerriss die Stille des trauten Heims unseres nun halb verkohlten Piloten. Durch den Druck der Explosion fand sich unser Teilzeit Teilchenphysiker mit Schwung zurück in den vertrauten Sessel versetzt. Langsam nahm er die nun verrußte Brille ab, holte ein Tuch aus der Tasche, putzte die Gläser und betrachtete dabei kopfschüttelnd die nun leergefegte Werkbank.

„Scheiße“ dachte er und griff zum mobiGlas. Die Brille noch in der Hand haltend.
„Moin Rob.“
„Grüß Dich mein Bester.“ Ertönte es zurück.
„Ich habe ein Problem, das Teil wird heute nicht mehr fertig. Der Defekt ist doch schwerwiegender als ich erwartet hatte.“
„Moment, Du hast doch gesagt heute sicher!“ Fragte Rob ungläubig.
„Ich weiß was ich gesagt habe,“ entgegnet der halb verkohlte Pilot „da wusste ich aber auch noch nicht das das Teil noch vor dem Kalten Krieg mit den Xi’an hergestellt wurde. Hast Du dir mal den technischen Unterbau angeschaut, alles Schrott sag ich Dir. Da kommt preislich auch noch was drauf, höherwertigere Ersatzteile, mehr Geschraube…“
„Nichts da,“ ertönt es über das Holo Video „wir haben nen Festpreis ausgemacht, nich meine Schuld wenn du’s verkackst. Sieh zu!“
Aufgelegt. 

Stille breitet sich aus und unser halb verkohlter Pilot sackt resigniert in den Sessel zurück.

„8 Stunden noch, dann muss das Teil fertig sein. Nicht das ich es dann nicht auch noch abliefern müsste…“
Unser halb verkohlter Pilot klopf sich den Ruß und Staub von der Kleidung, setzt sich die Brille wieder auf und ging Richtung Tür. Draußen angekommen verlangsamte sich sein Schritt, die Pupillen verengten sich und im ersten Moment schmerzte ihn die Sonne in seinem Gesicht, so grell überraschte sie ihn an diesem Morgen.
Nach einer kurzen Eingewöhnung wurden aus den Schemen im Hintergrund Berge und Bäume. Kleine Büsche und Sträucher ballten sich an freien Stellen in der Landschaft. Der sonst recht felsige Planet bot rund um die kleine Siedlung ein paar sehr schöne Ecken mit üppigem Bewuchs.
Direkt neben der Hütte parkte ein kleines, weiß schwarzes Raumschiff, auf das unser halb verkohlter Pilot nun zielstrebig zuging. Die Form erinnerte ein wenig an Spaceshuttle aus dem frühen 21. Jahrhundert oder auch einfach an einen Pinguin, je nachdem wen man fragte.
Die Zeit drängte und es gab noch einiges zu tun. Also schwang sich unser halb verkohlter Pilot behände über die Cockpit Leiter auf den Sitz der Avenger Titan, startete die Triebwerke und nahm Kurs auf die nächstgrößere Stadt. 

Kapitel 1

Die Tür öffnete sich kaum hörbar. Aus der Bar dröhnte plötzlich laute Musik, irgendein Lied der Gruppe „Los Imperators“ oder sonst einer Rockband. Das Gewirr aus Stimmen wurde mit jedem Schritt lauter. Der kleine Raum mit dem Tresen in der einen und einer völlig überflüssigen Tanzfläche in der anderen Ecke, war größtenteils unbeleuchtet. Nur ein paar unprofessionell angebrachte Neonröhren spendeten vereinzelt Licht. Selbst bei ungenauer Betrachtung fiel sofort auf das wir hier ein wahres Kleinod an lieblos gestaltetem Interieur vorliegen hatten.
Hier und da saßen und standen kleine Grüppchen, unterhielten und betranken sich. An der Bar stand ein groß gewachsener Typ. Wild gestikulierend versuchte er wohl noch etwas zu Trinken zu bestellen, während er alle Mühe hatte gegen die Musik anzubrüllen.

In der hinterletzten Ecke des Raumes saßen zwei Gestalten an einem Tisch, bei deren Anblick sich für unseren Gast sofort das Gefühl eines konspirativen Treffens einschlich. Eine dieser Zusammenkünfte bei denen es entweder um Verrat und Verschwörung oder viel Geld für unredliche Arbeit ging.

Bevor er seinen Weg fortsetzte, ließ er den Blick noch ein wenig durch die Bar schweifen. War er der letzte der reingekommen war? Wie viele Personen befanden sich ungefähr im Raum? Machte der Barkeeper einen unsicheren Eindruck? Diese und etliche weitere Gedanken schossen im durch den Kopf, bis … 

„Er ist zu spät. Ich habe es Dir doch gesagt. Lass uns noch etwas zu trinken bestellen. Nur rumsitzen und warten nervt doch.“ „Er wird schon noch kommen, er hat mich noch nie hängen lassen. Trinken können wir auch später noch. Erstmal sollten wir einen klaren Kopf bewahren. Wir treffen uns hier schließlich nicht um zu feiern.“ „Jaja alter Mann, ist gut. Dann warten wir halt. Aber während wir warten, erzähl mir doch noch einmal, wie kommt man dazu nackt eine Freelancer zu crashen!?“ Breit grinsend beugte sich Schlotty nach vorne und griff nach seinem fast leeren Schmolz. Cosmic, sichtlich genervt, gab lediglich einen grunzenden Laut von sich und machte mit der Hand eine abwinkende Bewegung. „Geh mir nich‘ auf’n Sack.“ Entgegnete er. Bevor beide prustend in lautes Lachen verfielen. „Aber jetzt mal im Ernst,“ fuhr Cosmic fort „wenn wir das richtig aufziehen, dann haben wir hier ein ganz großes Ding am Laufen. Das hat in der Form noch keiner versucht. Das wird vermutlich großes Interesse und viele Blicke auf sich ziehen.“ „Ich bin gespannt. Aber lass uns erstmal abwarten ob das Treffen heute auch stattfindet. Zuerst muss ich mir anhören um was es überhaupt gehen soll, bisher hast Du dich ja sehr bedeckt gehalten. Hab mir vor Freude fast ins Höschen gemacht mal wieder von Dir zu hören und dann erhalte ich nur ganz vage Antworten auf meine Fragen, alles geheim und so. Na gut, dachte ich mir, eventuell war er etwas lange alleine unterwegs und hat ein zwei kleine Spleens als Souvenir mitgebracht, aber schaden kann es ja nicht sich mal wieder zu treffen. Nicht!?“ „Spotte nur weiter,“ antwortete Cosmic grinsend „wirst‘ schon sehen, es lohnt sich das Du hergekommen bist.“ 

Langsam fiel die Toilettentür hinter Survivor zu. Er verschaffte sich einen kurzen Überblick. 2 Pissoirs, 3 Kabinen, 2 Waschbecken und kein Lüftungsschacht oder ähnlich gearteter Ein- oder Ausgang, außer der Eingangstür. Außer ihm befand sich niemand sonst in diesem Raum, also eine gute Gelegenheit seinen Verfolger allein zu stellen.

>> Sehr gut. << Jagte es ihm durch den Kopf.

Er schloss die vordere sowie mittlere Kabinentür, drehte einen Wasserhahn auf und stellte sich anschließend neben die Eingangstür.
Nach ein zwei Minuten wurde die Tür, erst einen Spalt breit und dann ganz, geöffnet. Survivor, durch die geöffnete Tür verdeckt, wartete geduldig im Schatten.
Schwere Schritte bewegten sich in Richtung der ersten Kabinentür. Die Eingangstür war bereits wieder halb zugefallen, so dass Survivor seinen Verfolger nun deutlich erkennen konnte. Zum Glück waren die Lichtverhältnisse auf der Toilette noch schlechter als in der Bar selbst, so dass er zwar sehen aber nicht wirklich gut gesehen werden konnte.
Vor der Kabinentür angekommen blieb sein Verfolger schließlich stehen. 

>> Gleich habe ich dich. << wusste Survivor.

In dem Augenblick als sein Verfolger einen offensichtlichen Schritt nach hinten machte um darauffolgend mit Schwung die vor ihm geschlossene Kabinentür einzutreten, setzte sich Survivor in Bewegung. Die wenigen schnellen Schritte die er benötigte um in seine Reichweite zu kommen wurden durch das Rauschen des Wassers aus dem Wasserhahn übertönt. So konnte er sich ihm unbemerkt nähern und überraschen.
Durch den Rückschritt unseres Tür-Eintreters, wurde sein Gleichgewicht etwas nach hinten verlagert. Diesen Moment nutzte Survivor für sich. Als er neben ihm angekommen war vollführte er eine Drehung um die eigene Achse streckte dabei einen Arm aus und erfasste seinen Verfolger mit der ausgestreckten Hand unterm Kinn am Hals. Durch die Wucht des Aufpralls, den Schwung der Drehbewegung und die Gleichgewichtsverlagerung, wurde sein Verfolger trotz seiner Größe umgehend auf die Bretter geschickt. Dabei schlug er mit dem Hinterkopf so hart auf den Boden auf, dass bei ihm sofort die sprichwörtlichen Lichter ausgingen.
Survivor sammelte sich kurz, rückte seine Jacke wieder gerade und konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. Nachdem er den Wasserhahn wieder ausgemacht hatte, zog er den bewusstlosen Körper in die noch offene dritte Kabine, drapierte ihn mit beispielloser Detailverliebtheit und machte sich anschließend wieder auf den Weg in den Barbereich.

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